Therapieformen bei Diabetes
Die Menge an Insulin, die der Körper eines gesunden Menschen ausschüttet, ist nicht
konstant, sondern schwankt im Verlauf des Tages. Ein gewisser Grundbedarf wird
fortlaufend ins Blut abgegeben, zu den Mahlzeiten wird jedoch zusätzliches
Insulin in sehr viel größeren Mengen ausgeschüttet. In der Fachsprache bezeichnet man die
ständige Insulinausschüttung als basale Sekretion (oder Basalrate), die erhöhten
Ausschüttungen zu den Mahlzeiten als prandiale Sekretion (oder Bolus).
Moderne Therapieformen sind bestrebt, diese Schwankungen in der Insulinausschüttung
möglichst nachzuahmen und die Forschung tüftelt weiter an Insulinen, die
noch länger und zielgenauer wirken sollen.
Wichtig: Dieser Text dient lediglich dazu, Sie zu sensibilisieren. Die Inhalte stellen keine Diagnose dar und ersetzen keinesfalls den Besuch beim Arzt/ Diabetologen. Nur dieser kann die Diagnose stellen und die Behandlung einleiten – wir wollen gemeinsam mit ihm Ihre Gesundheit erhalten.
Basal unterstützte orale Therapie (BOT)
Zusätzlich zu den Blutzucker senkenden Tabletten wird einmal täglich ein langwirkendes
Insulin gespritzt.
Anwendung: Vor allem für Typ-2-Diabetiker geeignet, bei denen die morgendlichen
Nüchternwerte zu hoch sind.
Konventionelle Insulintherapie (CT)
Der Patient spritzt täglich morgens und abends eine fixe Dosis Mischinsulin, die vom Arzt
festgelegt wurde. Zeitpunkt und Größe der Mahlzeiten sind auch fest vorgegeben. Der Patient
muss also seinen Tagesablauf nach der Therapie richten und ist entsprechend eingeschränkt.
Dafür sind dann häufige Blutzuckermessungen entbehrlich.
Anwendung: Vor allem bei Typ-2-Diabetiker mit festen Ernährungsgewohnheiten und
regelmäßigem Tagesablauf, die eine möglichst einfache Therapie wünschen. Bei Typ-1-Diabetes
wird die starre konventionelle Therapie immer seltener eingesetzt.
Intensivierte konventionelle Insulintherapie (ICT)
Die intensivierte Insulintherapie versucht, durch den voneinander unabhängigen Einsatz von
schnell und lang wirkenden Insulinpräparaten die Insulinausschüttung eines gesunden
Stoffwechsels nachzuahmen. Zu jeder Mahlzeit wird ein kurz wirkendes Insulin gespritzt. Den
Grundbedarf deckt ein lang wirkendes Insulin. Die unterschiedlichen Insuline werden so
eingesetzt, wie der Tagesverlauf es gerade erfordert. Eine engmaschige
Blutzuckerselbstkontrolle sowie eine gründliche Schulung des Patienten sind hier notwendig.
Anwendung: bei Menschen mit Diabetes Typ-1 und Typ-2, die flexibel sein möchten und
die Insulindosis selbstständig anpassen können und wollen.
Insulinpumpe
Die Pumpe wird ständig am Körper getragen und gibt über eine Kanüle laufend geringe Mengen
Insulin ins Unterhautfettgewebe ab. Der Patient kann per Knopfdruck zusätzlich Insulin abgeben,
um etwa zu hohe Werte nach den Mahlzeiten zu korrigieren. Viele Betroffene empfinden die
Insulinpumpe als große Erleichterung, die Kosten werden allerdings nur in bestimmten Fällen
erstattet und eine intensive Schulung ist für den richtigen Umgang mit dem Gerät Voraussetzung.
Anwendung: Bei Typ-1-Diabetiker, vor allem Kinder, Schwangere und Patienten mit
unzureichender Stoffwechseleinstellung.
Insulinarten und ihre Wirkung
Kurz wirkende Insuline
Ihre Wirkung tritt schneller ein und hält höchstens sechs Stunden an. Sie decken den
Insulinbedarf zu den Mahlzeiten und korrigieren einen erhöhten Blutzuckerspiegel.
Bei Humaninsulinen setzt die Wirkung verzögert ein (nach etwa 20 bis 30 Minuten) das
Maximum wird nach etwa zwei Stunden erreicht. Da Ihre Wirkdauer bei 4 bis 6 Stunden liegt,
sind eventuell Zwischenmahlzeiten nötig, um Unterzuckerungen zu vermeiden.
Insulinanaloga entsprechen dem körpereigenen Insulin besser: sie wirken schon nach
wenigen Minuten, das Maximum wird bereits nach einer Stunde erreicht, nach 2 1/2 bis 3 Stunden
endet ihre Wirkung. So kann nach den Mahlzeiten der Anstieg des
Blutzuckers besser vermieden und die Gefahr von schweren Unterzuckerungen zwischen den
Mahlzeiten verringert werden.
Lang wirkende Insuline
Auch Basalinsuline genannt, decken sie den von der Nahrungsaufnahme unabhängigen
Grundbedarf des Körpers. Seit 2013 gibt es ein ultralang wirksames Insulin, das seine Wirkung
über einen Zeitraum von 42 Stunden entfaltet.
Intermediärinsuline (Verzögerungsinsuline) sind Humaninsuline, deren Wirkungseintritt
und -dauer durch den Zusatz bestimmter Substanzen verzögert wird. Ihre Wirkung beginnt nach
etwa zwei Stunden und erreicht nach vier bis sechs Stunden ein Maximum. Die Wirkdauer beträgt
je nach Dosis ca. acht bis zwölf Stunden. Sie werden meist vor der Nacht eingesetzt um über
ihr Wirkmaximum die Gefahr von nächtlichen Unterzuckerungen zu bannen.
Lang wirkende Insulinanaloga wirken gleichmäßiger und haben kein so ausgeprägtes
Wirkmaximum. Durch ihre sehr lang anhaltende Wirkung reduzieren sie auch die Gefahr
nächtlicher Unterzuckerungen.
Misch-Insuline
Sie enthalten ein kurz und ein lang wirksames Insulin in unterschiedlichen Mischungsverhältnissen. Der Anteil kurz wirkender Insuline liegt bei etwa 25 bis 50 Prozent. Sie sind vor allem für die Therapie von Typ-2-Diabetes geeignet, wenn ein regelmäßiger Tagesablauf mit festen Essens- und Bewegungszeiten und gleichbleibenden Ernährungsgewohnheiten gegeben ist.
Tabletten bei Diabetes
Bislang gilt Metformin als Standardmedikament bei Diabetes. Es kann bereits zum Zeitpunkt
der Diagnose verschrieben werden und der Behandlungserfolg (Kontrolle des HbA1c-Werts) nach
weiteren drei bis sechs Monaten entscheidet, ob die Therapie so bleibt oder ob sie angepasst
werden muss. Ist eine Metformingabe nicht möglich, können andere Diabetesmedikamente (z.B.
Acarbose, Sulfonylharnstoffe, Inkretine, SGLT2-Hemmer) verordnet werden.
Beim HbA1c-Wert werden heute individuelle Therapieziele angestrebt werden, die abhängig von
Alter und vorhandenen Erkrankungen sind.
Studien haben gezeigt, dass die Blutzuckerwerte möglichst rasch nach der Diagnose optimal
eingestellt werden sollten, um Folgekrankheiten zu vermeiden. Tabletten und Insulin früher zu
kombinieren kann hier sinnvoll sein.