Risiken und Folgen bei Diabetes
Die Folgen eines zu hohen Blutzuckerspiegels akkumulieren sich über die Jahre unmerklich.
Die Wahrscheinlichkeit, diabetesbedingte Folgekrankheiten zu entwickeln, ist aber schon im
Vorstadium des Diabetes (Prädiabetes) gegeben. Deshalb ist es wichtig, Diabetes
rechtzeitig zu erkennen und optimal zu behandeln.
Ein unzureichend behandelter Diabetes ist die häufigste Ursache der Erblindung
Erwachsener in den Industriestaaten. Herzinfarkt und Schlaganfall sind bei Diabetikern um
ein Vielfaches häufiger und die Veränderungen an Blutgefäßen und Nervensystem
können zu Herzrhythmus- und Erektionsstörungen, Nierenschäden oder dem Diabetischen
Fußsyndrom führen. Die Nervenschäden können Bewegungs- und Empfindungsstörungen aber auch
schwere Schmerzen verursachen. Mehr als jeder zehnte Diabetiker leidet an einer
behandlungsbedürftigen Depression. Weitere 20 Prozent an einer depressiven Stimmungsstörung
wie Niedergeschlagenheit, Antriebslosigkeit oder Traurigkeit. Umgekehrt haben auch Menschen
mit Depression ein erhöhtes Risiko, an Diabetes mellitus vom Typ 2 zu erkranken. Die genauen
Ursachen für das gehäufte Auftreten von Depressionen bei Diabetikern sind nicht geklärt.
Wichtig: Dieser Text dient lediglich dazu, Sie zu sensibilisieren. Die Inhalte stellen keine Diagnose dar und ersetzen keinesfalls den Besuch beim Arzt/ Diabetologen. Nur dieser kann die Diagnose stellen und die Behandlung einleiten – wir wollen gemeinsam mit ihm Ihre Gesundheit erhalten.
Diabetes: betroffene Organe und Folge-Erkrankungen
Augen: Schäden an der Netzhaut (diabetische Retinopathie)
Veränderungen an den Gefäßen führen zu einer Minderdurchblutung der Netzhaut, Flüssigkeit
und Blutbestandteile dringen durch undichte Gefäßwände und bilden Ablagerungen.
Um ein Fortschreiten zu verhindern, ist eine möglichst normale Blutzuckereinstellung,
unterstützt durch die Senkung eines erhöhten Blutdrucks und Verzicht auf Nikotin notwendig.
Ist das nicht erfolgreich, entstehen durch den anhaltenden Sauerstoffmangel neue, sehr
brüchiger Gefäße in der Netzhaut, die oftmals zu Einblutungen im Auge führen. Diese Gefäße
können auch in den Glaskörper einwachsen oder Membranen bilden, was zu schweren
Netzhautschäden führt. Durch verschiedene Formen der Laserbehandlung kann jedoch das Risiko
der Erblindung gesenkt werden.
Blutgefäße: Gefäßverkalkungen (Arteriosklerose)
Bei Diabetes entwickeln sich Gefäßverkalkungen häufig sehr viel schneller und intensiver.
Schwerwiegende Gefäßkomplikationen kommen bei Diabetikern um ein Vielfaches häufiger vor als
bei Menschen ohne Diabetes.
Herzinfarkt: Der Herzinfarkt ist eine der häufigsten Todesursachen von Menschen mit Diabetes. Hohe Zuckerwerte fördern eine Verkalkung der Arterien (Arteriosklerose). Sind die Herzkranzgefäße davon betroffen, sprechen Ärzte von einer "koronaren Herzerkrankung". Sie äußert sich in Brustschmerzen und Engegefühl über der Brust. Infolge von Nervenschäden fehlen diese Warnhinweise oft bei Diabetikern. Verschließt sich ein Herzkranzgefäß, wird der von ihm versorgte Teil des Herzmuskels nicht mehr durchblutet und stirbt ab. Dadurch kann es zu einer Herzleistungsschwäche kommen. Deshalb sind regelmäßige EKG-Kontrollen wichtig, auch um unbemerkt abgelaufene Herzinfarkte (stumme Infarkte) zu entdecken und eine entsprechende Diagnostik der Gefäße einzuleiten.
Schlaganfall: In den meisten Fällen ist der Schlaganfall die Folge einer
Durchblutungsstörung des Gehirns. Dazu kommt es beispielsweise, wenn eine der beiden Halsschlagadern, infolge einer Gefäßverkalkung verstopft ist oder wenn ein Gerinnsel bzw. eine Kalkablagerung sich von der Gefäßwand ablöst, mit dem Blutstrom ins Gehirn verschleppt wird und dort eine Arterie verschließt. Die Optimierung des Blutdrucks ist neben der Blutzuckereinstellung von zentraler Bedeutung.
Nerven: diabetische Neuropathie
Ein langjährig erhöhter Blutzucker hinterlässt auch an den Nervenzellen seine Spuren. Da Nervenzellen kein
Insulin zur Aufnahme von Traubenzucker benötigen, ist das Nervengewebe einem
hohen Blutzuckerspiegel direkt ausgesetzt, was Struktur und Funktion der Nerven
beeinträchtigt. Es kann zu Missempfindungen, Fehlstellungen und Gehbehinderungen (Schäden
an den Nerven die die Muskeln steuern) oder Herzrhythmusstörungen, Impotenz
und Verdauungsbeschwerden (Schädigung der Nerven innerer Organe) kommen.
Mit viel Geduld, möglichst normalem Blutzuckerspiegel sowie dem Verzicht auf Nikotin und
Alkohol kann Besserung erreicht werden.
Für Diabetiker liegt das Risiko, bedeutsame Nervenschäden zu entwickeln, bei ca. 30 Prozent.
Nieren: diabetische Nephropathie
In den Nieren schädigt der überhöhte Blutzucker die kleinen Blutgefäßknäuel was zur
einer Beeinträchtigung der Filterwirkung der Nieren führt. Dabei gehen wertvolle Stoffe
in den Harn über und werden ausgeschieden. Der Beginn einer Nierenschädigung kann im Labor
durch das gut nachweisbare Eiweiß Albumin festgestellt werden. Eine
verbesserte Blutzuckereinstellung, unterstützt durch eine Blutdrucksenkung und
Nikotinverzicht stoppt die Entwicklung und kann sie eventuell sogar zurückdrehen.
Wird das nicht getan, ist der Übergang in die Niereninsuffizienz kaum noch aufzuhalten.
Es kann zu terminalem Nierenversagen kommen und der Betroffene muss dann dreimal wöchentlich
zur Dialyse bzw. eine Nierentransplantation wird notwendig.
Das Risiko, einen Nierenschaden zu entwickeln, ist für Diabetiker hoch. Im Anfangsstadium
sind keine Auswirkungen auf die Lebensqualität erkennbar und der Schaden wird vom Patienten
meist nicht bemerkt.
Haut: Diabetisches Fußsyndrom
Es sind in erster Linie die Nervenstörungen, die zum diabetischen Fußsyndrom führen.
Zusätzlich dazu fördern die Veränderungen der Blutgefäße an den Füßen die Erkrankung. Da
die Haut an Beinen und Füßen meist trocken-rissig ist (Ausfall der Schweißsekretion) und die
Warnfunktion durch Schmerzen entfällt, werden Wunden oft erst spät erkannt und behandelt.
Bei langfristig hohem Blutzucker verhindern Durchblutungsstörungen und geschwächten
Abwehrkräfte den Heilungsprozess, so dass selbst banale Hautschäden und kleinste
Verletzungen zum Problem werden.
Ist es nicht mehr möglich, die Wunde zu heilen, kann eine Amputation von Zehen, Fuß,
Unterschenkel oder des ganzen Beins erforderlich werden.
Eine Fußkontrolle ist bei jedem Kontakt mit Hausarzt und Diabetologen Pflicht und jeder
Diabetiker mit mehrjähriger Erkrankungsdauer sollte seine Füße täglich auf Hautveränderungen
kontrollieren.
Wegen der langwierigen und aufwändigen Behandlung ist die Versorgung des diabetischen Fußes
zum Spezialgebiet in der Diabetologie geworden.
Jedes Jahr werden mehr als 40.000 Amputationen als Folge des diabetischen Fußsyndroms in
Deutschland vorgenommen.
Weniger bekannte Folgeerkrankungen
Auch Gesundheitsprobleme wie Gelenkbeschwerden, steife Finger, Blasenentzündungen, Verdauungs- oder Schlafstörungen können mit Diabetes einhergehen. Gestörte Immunabwehr begünstigt Entzündungen, Nervenschäden wirken sich an vielen Stellen aus. Schilddrüse und Diabetes beeinflussen sich gegenseitig. Bei einer Schilddrüsenunterfunktion nimmt die Insulinempfindlichkeit zu und zwischen Typ-1 Diabetes und Autoimmunerkrankungen der Schilddrüse wie Hashimoto-Thyreoiditis scheint es eine Verbindung zu geben. Bei vielen Krankheiten rätseln Experten aber noch, wie sie mit Diabetes in Verbindung stehen.
Statistiken zufolge erkranken Menschen mit Diabetes überdurchschnittlich oft an bestimmten Krebsarten (Tumore in der Leber, der Bauchspeicheldrüse oder im Darm). Die Zusammenhänge auch hier nicht ganz klar.
Quelle: Diabetes-Ratgeber